Unsere Mitarbeiterin Katharina erzählt von ihrem Abstecher in das Leben als Fotomodel in Japan
Ich bin Katharina und arbeite im Bereich Kommunikation mit Teilnehmern und Administration für World Unite!. Von April bis Juli 2015 war ich an der Entwicklung unseres Working Holiday Programs in Tokio beteiligt und habe getestet, in welchen Jobs Ausländer in Japan Fuß fassen können.
Was ist eigentlich Working Holiday? Ein Working Holiday Visum ermöglicht es Staatsbürgern von Deutschland, Dänemark, Norwegen, Großbritannien, Frankreich, Irland, Australien, Neuseeland, Kanada, Korea, Taiwan oder Hong Kong zwischen 18-30 Jahren, für bis zu einem Jahr in Japan zu leben und sich dort durch einen Job ihren Auslandsaufenthalt selbst zu finanzieren. Typischerweise arbeiten Besitzer eines Working Holiday Visums als Bedienung in Restaurants oder Cafés, als Servicepersonal in Hotels, als Nanny, Sprachlehrer, Sportinstruktoren, Verkäufer in Geschäften usw.
In Tokio recherchiere ich auf verschiedenen Job-Börsen für unsere Teilnehmer nach Job-Angeboten, die sich vor allem an Ausländer richten – soll heißen, relativ flexibel planbar sind und nach Möglichkeit keine bis wenig Japanischkenntnisse erfordern. Ich stoße dabei auf die Anzeige einer Modellagentur, die nach Teilnehmern für eine Fotostrecke sucht. Es handelt sich um Werbefotos, die auf der Website eines bekannten japanischen Golftrainers und Golfprofis erscheinen sollen. Die Location für das Shooting ist ein hochklassiger Golf-Club außerhalb Tokios.
Ich entschließe mich zu einem Selbsttest: In vielen japanischen Fernsehproduktionen und Werbekampagnen wirken ausländische Darsteller mit. Ich möchte wissen, ob ich auch ohne Erfahrung als Fotomodel – als „westliches“ Gesicht – die Chance habe, in Japan einen vergüteten Job in einer Werbefotostrecke zu bekommen.
Über die Job-Börse bewerbe ich mich für die Fotostrecke. Nur wenige Tage später kontaktiert mich eine Mitarbeiterin der Agentur. Sie findet mein Foto „kawaii“ – japanisch für „süß“ oder „niedlich“ – und will Probefotos von mir für ihren Kunden machen. Wir treffen uns dazu in einem Kaffee. Während wir uns unterhalten, schießt sie manchmal wie zufällig ein Foto von mir.
Schon am nächsten Tag erhalte ich eine Mail mit einer festen Zusage für das Shooting. Ich bin überrascht und freue mich. Mein Abenteuer nimmt rasch Formen an!
Knapp zwei Wochen später sitze ich im Zug und reise zum Shooting an. Am Bahnhof erwarten mich bereits der Fotograf und seine Assistentin. Auch der Golf-Trainer ist da, auf dessen Website die Fotos erscheinen sollen. Kurz nach mir trifft auch mein männlicher Konterpart für die Fotostrecke ein. Er kommt aus Australien und hat sich ebenfalls über die Job-Börse für das Shooting beworben.
Ich bin gespannt und gleichzeitig etwas verunsichert, viele Gedanken gehen mir durch den Kopf: Was werden all diese Leute wohl von mir halten? Was wir der Kunde von mir denken? Habe ich mich als blutige Anfängerin mit meiner Idee zu weit aus dem Fenster gelehnt? Noch dazu habe ich noch nie zuvor in meinem Leben Golf gespielt.
Mit dem Auto werden wir zu der Golf-Anlage gebracht, wo das Shooting stattfinden soll. Auf dem Weg dorthin erhalten wir ein kurzes Briefing. Gemeinsam mit dem Golf-Trainer werden mein Shootingpartner und ich verschiedene Szenen aus einer Golfunterrichtsstunde nachstellen, die dann fotografiert werden. Wir sollen dabei einfach ganz entspannt sein und Spaß haben!
Vor Ort ziehen wir uns um und fahren mit einem Golf-Caddy auf die Anlage. Außer uns sind kaum andere Golfer hier; umgeben vom satten Grün des Golfplatzes üben wir die richtige Körperhaltung, Schwung und die passende Schlagweise. Mit den Anweisungen des Trainers ist es plötzlich ganz leicht, entspannt zu sein fällt mit gar nicht mehr schwer. Manchmal vergesse ich beinahe den Fotografen und seine Kamera um uns herum. In den Pausen kommt eine Assistentin, frisiert mein Haar zurecht und frischt mein Make Up auf. Ein bisschen komme ich mir vor, wie im Film.
Abends, zurück im Zug nach Tokio, lasse ich die Ereignisse des Tages revue passieren und freue mich auf die – hoffentlich – guten Ergebnisse. Mein Kurztrip als Fotomodel wird sicherlich immer eine bleibende Erinnerung an meinen Aufenthalt in Japan sein!
Wer sich traut, hat am Ende nicht nur viel zu erzählen, sondern kann seinen Japanaufenthalt nach dazu durch tollen Fotos festhalten und finanzieren!