Menschenrechte in Israel – Natalias Forschungspraktikum in Haifa

Natalia hat ein Praktikum bei der Koalition gegen Rassismus absolviert, einer Organisation, die sich gegen Diskriminierung und Rassismus in Israel einsetzt. Ihre Erfahrungen beschreibt sie in unserem Blog. 

Ich habe mein Praktikum in einer der schönsten und multikulturellsten Städte Israels gemacht, in Haifa. Ich war dort als Teil der Organisation “Coalition against Racism“ tätig. Meine Wohnung befand sich im selben Gebäude wie mein Arbeitsplatz, also war es für mich ziemlich einfach, jeden Morgen zur Arbeit zu kommen. Das Gebäude, in dem ich arbeitete und wohnte, gehörte zur arabisch-palästinensischen Gemeinschaft in Israel, also befanden sich dort noch viele andere wichtige NGOs, wie das größte Interessenszentrum für arabische Bürger in Israel, „Mossawa“, oder eine Organisation von Psychologen, die mit syrischen Flüchtlingen arbeitet, “Humanitycrew“.

Ich war zwar die einzige Praktikantin bei der Koalition gegen Rassismus, aber ich fühlte mich nie allein. Das Haus war immer voller Schüler und Studenten, die dort ihre Englisch- oder Mathematikkurse ablegten, sowie Freiwilliger aus anderen Organisationen. Es war eine sehr internationale und freundliche Atmosphäre.

 

Das Gemeinschaftshaus selbst befand sich zwischen zwei sehr unterschiedlichen Stadtteilen: Der sogenannten “Deutschen Kolonie”, einer der ältesten und schönsten Stadtteile Haifas, der 1868 von den Deutschen Templern gegründet wurde, und dem “Hadar”, dem Bezirk, der hauptsächlich vom russischsprachigen Teil der Bevölkerung bewohnt wird. Während es in der Deutschen Kolonie viele moderne und teure Restaurants und Bars gibt, viele davon im europäischen Stil, ist Hadar ein Ort mit hunderten von russischen und arabischen Lokalen zu den fairsten Preisen, die ich in Israel finden konnte. Dieses multikulturelle und friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen und Nationen, das ich in Haifa erlebt habe, war für mich absolut faszinierend.

Die Koalition gegen Rassismus, in der ich mein Praktikum absolvierte, wurde 2003 als Gemeinschaftsprojekt von acht zivilgesellschaftlichen Organisationen gegründet, die verschiedene Minderheiten von Israel repräsentierten, von arabisch-palästinensischen Gemeinden und Mizrachim (Juden aus dem Nahen Osten und Südafrika) bis hin zu Russischsprechenden und Reformjuden. Die Koalition befasst sich mit den Fällen der institutionellen und strukturellen Diskriminierung von Minderheiten, bietet rechtliche Unterstützung und initiiert öffentliche Kampagnen gegen Rassismus und Diskriminierung.

Natalia in Haifa
Shrine of the Báb and the Bahai Gardens – one of the most spectacular places in Haifa

Während meines ersten Praktikumsmonats bei der Koalition habe ich mich auch mit einigen Fällen von Diskriminierung befasst, die hauptsächlich den arabisch-palästinensischen Bürgern Israels passierten. In einem dieser Fälle ging es um eine Frau, der nach dem Autokauf die Lieferung des Wagens in ihr arabisches Heimatdorf verweigert wurde. In den meisten Fällen sind solche Diskriminierungen natürlich sehr schwierig nachzuweisen. Der Verkäufer sagte der Frau ja nicht: “Wir werden das Auto nicht zu Ihnen nach Hause bringen, weil Sie im arabischen Dorf leben”, aber fand andere Gründe, warum dies nicht möglich sei. Leider besteht der Alltag von Minderheitengruppen aus vielen solcher “kleinen” Fälle: z.B. wenn Personen aufgrund Ihrer Hautfarbe der Zugang zu einem Club verweigert verweigert wird oder sie nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden, weil sie einen “östlichen Namen” haben (wie z.B. im Fall der Mizrachim aus dem nahen Osten, die tatsächlich häufig ihre Nachnamen ändern, um europäischer zu klingen).

Natalia in Israel
Impressions after two months in Israel

Als ich meine Reise nach Israel plante, wollte ich mehr über die jüdische Religion und den Zionismus erfahren. Doch durch meine Tätigkeit bei der Koalition lernte ich, das Land durch die Augen von Minderheiten zu sehen, durch die Augen von “anderen”, die nicht ganz Teil der herrschenden orthodox-religiösen und zionistischen Welt sind. So bin ich in meinem zweiten Monat durch das ganze Land gereist und habe die Leiter verschiedener nationaler und religiöser Gemeinschaften getroffen, um sie zu interviewen. Wir sprachen über die aktuelle Situation der Minderheiten in Israel, über verschiedene Fälle von Diskriminierung, mit denen sie konfrontiert sind, sowie auch über die Strategien zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation. Der Direktor der Koalition gegen Rassismus, hat mir sehr dabei geholfen, Kontakte zu knüpfen und diese Treffen zu gestalten. Bis zum Ende meines Praktikums habe ich schlussendlich 16 Experteninterviews mit Vertretern fast aller wichtigen Minderheiten Israels geführt. Darüber hinaus würde ich sagen, dass es eine unglaubliche Erfahrung war, mit den Menschen zu sprechen, die ihr Leben der Hilfe für andere widmen und jeden Tag daran arbeiten, das Land, in dem sie leben, besser zu machen! Ich der Koalition gegen Rassismus und World Unite! für diese wertvollen Erfahrung sehr dankbar!

Natalia

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