Farmarbeit in Japan: Jobben auf einer Zuckerrohrfarm in Okinawa

Markus (19) aus Deutschland berichtet von seinen Erfahrungen auf einer Zuckerrohrfarm auf der kleinen Insel Miyakojima in Japan, rund 300 Kilometer von der Hauptinsel Okinawa entfernt. Er kam am 26. Mai nach Miyakojima und arbeitete dort für einen Monat. Mit einem Lächeln blickt er auf seine außergewöhnliche Erfahrung im Süden Japans zurück.


Wie war die Farm?

(lacht) Witzigerweise habe ich tatsächlich für einen japanischen Kult oder eher für einen buddhistischen Kult gearbeitet. Ich erfuhr, dass sie die Zuckerrohrernte in ihr Hauptquartier in der Nähe von Osaka schicken. Anscheinend sammeln sie Ernte und andere Güter von allen möglichen Orten in ganz Japan und verkaufen sie dann woanders. Jeden Morgen hatten sie auch ein Morgengebet und irgendwann musste ich auch mitmachen. Aber es klingt merkwürdiger als es war, die Leute waren unglaublich freundlich und nett. Ich habe etwas recherchiert und anscheinend gibt es viele Sekten in Japan.

Warum wolltest du Farmarbeit machen?

Ich wollte einen Monat in Okinawa leben und arbeiten, weil ich viele gute Dinge über diesen Ort gehört hatte. Also kontaktierte ich World Unite! und fragte, ob es möglich sei, dort zu arbeiten. Nutr wenig später bekam ich dann das Angebot, auf einer Zuckerrohrplantage auf Miyakojima zu arbeiten und ich dachte: “Warum nicht?”. Am 26. Mai flog ich also nach Süden.

Wie sah dein typischer Arbeitstag aus?

Ich bin um 4:40 Uhr aufgestanden, habe geduscht und gefrühstückt. Dann quatschte ich etwas mit meinen Mitbewohnern, packte meine Ausrüstung für den Tag und wir gingen auf die Felder, damit wir um 6 Uhr anfangen konnten. Es gab zwei Schichten jeden Tag, die erste war von 6 Uhr morgens bis 10 Uhr vormittags, die zweite war von 15 Uhr bis 19 Uhr. So konnten wir die schlimmste Hitze während des Tages vermeiden. Es hatte oft ungefähr 40 Grad, das war hart. Jeden Tag habe ich acht Stunden lang gearbeitet.

Meine Aufgabe war es, Zuckerrohr abzuschneiden und für den Transport vorzubereiten. Man kann meine Arbeit grob in fünf Schritte unterteilen: Der erste Schritt war, die Blätter zu entfernen. Zweitens, das Zuckerrohr direkt über der Wurzel abzuhacken. Als dritten Schritt sammelte ich alle Zuckerrohrpflanzen ein und stapelte sie auf einem Haufen. Der vierte Schritt war es, die letzten Blätter zu entfernen und der fünfte Schritt bestand darin, die Pflanzen zusammenzubinden, so dass sie leichter zu transportieren waren.

Was war während Ihres Aufenthaltes auf der Farm eine Herausforderung?

Es gibt so viele Insekten auf Miyakojima. Tagsüber war es okay, aber sobald es draußen dunkel wurde, verwandelte sich mein Zimmer in meinen persönlichen Zoo. Mein Zimmer hatte keine Türen, sodass Insekten hinein gelangen konnten. Nach meinem Aufenthalt in Miyakojima stören mich die Kakerlaken in Tokio und Osaka überhaupt nicht mehr. Die Insekten in Okinawa sind gigantisch.

Was hast du in deiner Zeit verdient?

Ich habe 4500 Yen pro Tag verdient (~ 35 Euro). Allerdings musste ich weder für meine Unterkunft noch für Essen bezahlen.

Was hast du in deiner Freizeit gemacht?

In meiner Freizeit habe ich die Insel mit meinen Arbeitskollegen erkundet, weil viele von ihnen zum ersten Mal dort waren, genau wie ich. Ansonsten habe ich mich einfach entspannt und es ruhig angehen lassen.

Hat sich dein Japanisch während deines Aufenthaltes auf der Farm verbessert?

Ja auf jeden Fall. Interessanterweise war mein Chef ein Fan der deutschen Sprache und er kannte einige Worte. Einer meiner Kollege konnte grundlegendes Englisch sprechen. Aber abgesehen davon benutzten sie nur Japanisch. Meine Kollegen waren alle super freundlich, auch mein Chef war wirklich cool. Ich bin immer noch in Kontakt mit allen. Im Allgemeinen waren alle Leute auf der Insel wirklich nett, aber es war auch irgendwie komisch und seltsam zugleich, die einzige weiße Person auf der ganzen Insel zu sein. Ich war eine Art Attraktion für die Leute.

Hast du in der Zeit, in der du auf der Farm gearbeitet hast, auch Tiefpunkte erlebt?

Am schlimmsten war der Tag vor meinem ersten Arbeitstag: Es war heiß in meinem Zimmer, ich konnte nicht schlafen und ich wusste, dass ich den ganzen nächsten Tag draußen in der Hitze arbeiten würde müssen – damals hatte ich ziemlich Angst vor dem Start. Aber danach war alles in Ordnung und es lief gut. Ich entdeckte auch, dass stundenlanges Arbeiten in der Hitze und in der Sonne das eigene Denken ziemlich aggressiv machen kann, aber ich musste lernen, damit umzugehen. Die Tage nach den Taifunen, als es viel kühler war, waren besten Arbeitstage. Alles in allem habe ich für mich selbst entdeckt, dass ich kein Zuckerrohrbauer werden möchte. Am Ende war ich froh, dass es vorbei war, aber gleichzeitig war ich auch sehr glücklich und stolz, dass ich den Job gemacht hatte!

Was würdest du Leuten sagen, die während der Farmarbeit auch in Japan nachdenken?

Ich denke, es ist wichtig zu lernen, wie man seine Gedanken kontrolliert oder zumindest filtert. Es klingt zwar logisch, aber man sollte immer positiv denken. Wenn man anfängt, negative Gedanken zu entwicklen, wird es immer schlimmer. Wenn man eine positive Einstellung hat, wird man eine Spitzenzeit haben! Man sollte sich allerdings genau bewusst sein, worauf man sich einlässt. Farmarbeit ist harte, körperliche Arbeit und man sollte sich wirklich sicher sein, dass man das machen will!

Eine weitere Herausforderung ist, es dass es schwierig ist, von der Insel runter zu kommen, besonders, wenn man nicht Autofahren kann oder kein Auto hat. Ich war froh, dass mein Kollege mich regelmäßig in seinem Auto mitgenommen hat. Auf die öffentlichen Verkehrsmitteln kann man sich auf der Insel nicht verlassen.

Hat diese Erfahrung dich als Person geprägt?

Ich würde definitiv sagen, dass diese Erfahrung mir neue Denkweisen eröffnet hat. Die Leute auf der Insel waren wahnsinnig nett. Sie führen oft ein einfaches Leben, aber sie sind wirklich glücklich und zufrieden, und ich glaube, ich habe etwas von dieser Einstellung für mich mitgenommen. Die Leute sind immer gut gelaunt und wirken glücklich und das hat mich wirklich geprägt. Du lernst die kleinen Dinge zu schätzen, das fand ich sehr inspirierend.

Was machst du jetzt, nach deinem Farmjob?

Ich kam am 9. Juli in Osaka an. Ich arbeite dort in einem Gästehaus und Isakaya. Ich möchte noch mindestens einen weiteren Monat hier arbeiten; für die Zeit danach bin ich mir noch nicht ganz sicher. Vermutlich werde ich aber in Osaka bleiben. Mein Visum läuft im April nächstes Jahr ab und ich möchte auf jeden Fall volle 12 Monate in Japan bleiben.

Markus 4

Interessierst du dich für Farmarbeit in Japan? Hier findest du viele Infos zu deinen Möglichkeiten für Farmjobs in Japan!

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